25. APRIL

Grundstücksmarktbericht 2022 Kreis Kleve liegt vor

Seit Ende März ist der Grundstücksmarkbericht des Kreises Kleve veröffentlicht und unter boris.nrw.de abrufbar. Über 100 Seiten stark bedarf es einer Interpretation vor allem für den Bereich der gefragten Ein- und Zweifamilienhäuser.

Deutlicher Rückgang der Verkäufe – 60% Preissteigerung seit 2016
In 2021 verfestigte sich eine Entwicklung, die bereits 2020 begann. Wechselten 2019 noch 1.627 Häuser den Eigentümer, waren es in 2020 1.575 und 2021 nur noch 1.365. Damit lag 2021 gemessen an der Anzahl der Verkäufe auf dem Niveau von 2016. Damals war der Verkaufswert jedoch 257 Mio. EURO, in 2021 dagegen 411 Mio. EURO. Das sind statistisch satte 60% höhere Preise. Verglichen mit 2020 sind es immer noch 13%.

Anders ausgedrückt lag der durchschnittliche Kaufpreis im Kreis 2016 bei 189.000 EUR, in 2021 bei 301.000 EUR. Ein deutlicher Sprung zu höheren Preisen war schon 2019 festzustellen. 238.000 EURO war der statistische Durchschnittspreis. 2020 dann 262.000 EURO.

Tiefzinsen und Pandemie trieben die Preise
Die Gründe sind altbekannt. Mit der europaweit geringsten Eigentumsquote gibt es immer schon einen latent großen Wunsch nach Wohneigentum, also viel Nachfrage. In Zeiten extrem niedriger Zinsen können sich den immer mehr Menschen leisten. Und das treibt die Preise. Und weil die Preise immer höher stiegen, wurde das Umland der Metropolen als bezahlbar angesehen und mit steigender Nachfrage konfrontiert. Als Booster dieser Entwicklung erwies sich dann die Pandemie seit 2020. Raus aus der Stadt und Homeoffice waren und sind die Devise.

Lieferketten-Probleme und der Krieg in der Ukraine – Bauen wird immer teurer
Die Pandemie hatte dazu noch weitere Auswirkungen. War es anfangs nur Bauholz, dass fehlte, sind nun nahezu alle Baustoffe von Lieferengpässen und fehlenden Vorprodukten, vor allem auch Rohstoffen betroffen. Die Null-Covid-Politik Chinas führt zu Schließungen ganzer Produktionslinien und dem Lockdown ganzer Millionenstädte wie Shanghai und Shenzhen. Containerfrachter stauen sich vor den vielen geschlossenen Häfen. Das treibt die Preise auch beim Bau. Dazu kommt der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Verteuerung von Energie ohne die auch Bauen nicht geht, denn in allen Bauprodukten steckt Energie und wenn es nur um deren Transport geht.

Bauland fehlt
Fast 25% weniger Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser wurden 2021 gegenüber dem Vorjahr kreisweit verkauft. Waren es 2020 noch 365 Grundstücke, ging die Zahl 2021 auf 282 runter. Dabei fallen Ausnahmen auf, die auf lokale Neubaugebiet zurückzuführen sind, oder deren Fehlen. Straelen +241%, Kevelaer +185%, Geldern +70%, Wachtendonk -65%, Kleve -60%. Auffallend ist auch die Steigerung der Preise für Bauland. Es mehren sich die Einzelfälle, in denen die 300-EURO-Grenze je m² Bauland gerissen wird. Das jedoch geht so aus dem Marktbericht nicht vor.

Gegenläufiger Trend bei Eigentumswohnungen
Fast 700 Eigentumswohnungen wechselten 2021 den Besitzer, gegenüber 548 in 2020. Eine Steigerung um 27%. Auch der darin enthaltene Neubauanteil stieg deutlich von 155 auf 256. In gefühlt über 90 % der Verkaufsfälle handelt es sich dabei um Kapitalanlagen. Im Grunde also Mietwohnungen. Preisgünstiger -also öffentlich geförderter Wohnungsbau- spielt in diesem Segment keine Rolle. So führen die gestiegenen Baupreise selten bis gar nicht zu Mieten unter 10€/m² für Neubauten. 3.500€ Baukosten je m² sind keine Seltenheit mehr. Die 4.000€-Grenze ist auch schon gerissen worden.

Mehrfamilienhäuser undifferenziert
Laut Marktbericht wechselten zwar 241 Mehrfamilienhäuser den Eigentümer und damit 42 mehr als 2020, doch wird der Anteil von Neubauten nicht ausgewiesen. Lediglich bei den Baulandverkäufen werden 21 Kauffälle für Geschosswohnungsbau angegeben. Das ist für den Kreis Kleve bei der hohen Mietnachfrage lange nicht ausreichend, wenn sich auch die Zahl der Grundstücksverkäufe gegenüber den Vorjahren mehr als verdoppelt hat.